Hoffen auf ein Wunder: Biodiversitäts-Strategie 2030+

Die soeben vom Umweltministerium veröffentlichte Biodiversitäts-Strategie Österreich 2030+ enthält etliche Merksätze, die sich die für die Lobau verantwortlichen Politiker der Stadt Wien hinter die Ohren schreiben sollten:

„Die biologische Vielfalt ist die Grundlage für unser Leben und unsere Lebensversicherung.“

„Die Natur mit allen ihren Komponenten wertzuschätzen, zu erhalten, wiederherzustellen und nachhaltig zu bewirtschaften ist nicht nur Selbstzweck, es ist eine Verpflichtung gegenüber den nachfolgenden Generationen.“

„Der Verlust der Biodiversität hat dramatische Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Allein die Kosten der Nicht-Umsetzung der für die Natur relevanten EU-Rechtsvorschriften wird mit einem Betrag von 50 Mrd. Euro pro Jahr beziffert.“

„Die Entwicklung des Erhaltungszustands und der Erhaltungstrends der EU-Schutzgüter zeigt in Österreich kein befriedigendes Bild. Der Anteil der einer Gefährdungskategorie zugeordneten Biotoptypen ist in den Gruppen Grünland (90 %), Moore, Sümpfe und Quellfluren (83 %) sowie Gewässer (76 %) am höchsten.“

„In der Roten Liste der Biotope sind 21 % der Gruppe Binnengewässer und Gewässervegetation von vollständiger Vernichtung bedroht und die Mehrzahl (47 %) ist stark gefährdet.“

„Nutzungen von Gewässern und Auen sollten verstärkt und vertieft mit den Erfordernissen des Hochwasserschutzes, des Schutzes der natürlichen Ressourcen und dem Naturschutz abgestimmt werden.“

Unmittelbar zu setzende Maßnahmen sind unter anderen:

„Die Intensivierung von Konfliktmanagementmaßnahmen und partizipativen Prozessen unter Einbindung aller Interessensgruppen zur Erarbeitung zielführender Lösungen für die Erreichung und den Erhalt des günstigen Erhaltungszustandes aller Schutzgüter der Gewässer.“

Was hat das alles mit der Lobau zu tun?

Seit Jahrzehnten trifft die Stadt keine wirkungsvollen Entscheidungen, um den Wiener Anteil des Nationalparks Donau-Auen seinem Wert gemäß dauerhaft am Leben zu erhalten.

Sämtliche Studien, Vorhaben und Pläne zur Revitalisierung des Gebietes sind nach Fertigstellung in Schubladen verschwunden. Die Stadtpolitik nahm es bisher dem Augenschein nach in Kauf, dass die Lobau ihre charakteristische Tier- und Pflanzenvielfalt verliert, dass ihre Gewässer verlanden und vertrocknen. Dies alles unter mutmaßlicher Geringschätzung des Wiener Nationalparkgesetzes, des Wiener Naturschutzgesetzes und der Europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.

Warum? Vermutlich zu teuer, politisch unattraktiv, zu kompliziert, kaum Aussicht auf zusätzliche Wählerstimmen. Dazu kommt die lähmende Furcht vor einer Gefährdung der ohnehin diskussionswürdigen Grundwasserbrunnen.

Außerdem: Die Opposition will es anders – und da sind die beiden Regierungsparteien im Gemeinderat ohnehin grundsätzlich dagegen. Ein Njet von SP und NEOS käme demnach auch, würden Grüne, VP und FP den Antrag stellen, allen Wienern Frohe Weihnachten zu wünschen.

Fotos: Kurt Kracher

 

Leave a Comment